Geistlicher Impuls: "Gottes Blick auf uns"
Floristik und Kirchendekoration: Annemarie Finger, Sigristin
Musikalische Eröffnung: D. Buxtehude - Praeludium und Fuge G-Dur
Gottes Blick auf uns
Der HERR segne dich und behüte dich.
Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der HERR erhebe sein Angesicht zu dir und gebe dir Frieden.
(Num 6,24-26)
Das sind bekannte Worte. Wir hören sie meist am Ende eines Gottesdienstes. Es ist der Aaronitische Segen. Gott gibt Aaron und seinen Söhnen durch Mose den Auftrag mit diesen Worten das Volk zu segnen.
Diesen Auftrag und diese Worte erhalten sie in der Wüste. Einem Ort also, wie er kaum lebensfeindlicher sein könnte. Der Segen bildet einen Kontrast zu dieser Umwelt. Segen bedeutet Leben, sogar dort, wo auf den ersten Blick gar kein (menschliches) Leben möglich ist.
So segnen auch wir heute besonders in Situationen, in denen das Leben auf einer Schwelle steht und darum besonders verletzlich und exponiert ist. Wir bitten um den Segen, wenn zwei Menschen ihr Leben gemeinsam verbringen wollen. Wir bitten um den Segen beim Schulanfang, beim Übertritt ins Erwachsenenalter, bei der Pensionierung. Und wenn ein Leben startet oder eines zu Ende geht.
Segen ist aber kein Schutzzauber. Er ist keine Versicherung darauf, dass alles gut geht. Aber mit dem Segen lenken wir Gottes Blick auf diesen speziellen Menschen seine spezielle Situation und stellen beides unter die Zusage Gottes, dass er leben schützen, erhalten und fördern will.
Gesegnet sein, heisst gesehen werden. Gott wendet sich – sein Angesicht – uns zu. Gott sieht uns. Wir sind ihm nicht egal. Unsere Geschichte interessiert ihn und er nimmt Anteil daran. Dass er dies tut, ist an keine Bedingungen geknüpft. Gottes Segen ist gratis: Wir können ihn nicht kaufen, nur empfangen. Gesegnet sein heisst: Egal wer wir sind, egal, was wir in unserem Leben erreicht haben und was nicht, Gott ist in unserem Leben mit seinem Schutz und seiner Liebe gegenwärtig.
Das gilt für alle Menschen gleichermassen. Kein Leben ist in Gottes Augen wertvoller als das andere. Weder reiches noch armes, weisses noch schwarzes. Wenn wir in diesen Tagen die Zeitung aufschlagen oder die Tagesschau einschalten, wird uns schmerzlich bewusst, wie entscheidend wichtig diese Einsicht ist.
Seien Sie gesegnet!
Matthias Felder, Vikar
Zwischenmusik gespielt von O. Widmer: J.S. Bach - Komm, Gott, Schöfper, Heiliger Geist
Musik zu Ausklang gespielt vo O. Widmer: J.S. Bach - Heut' triumphieret Gottes Sohn