Impuls zu Ostern, 12. April 2020
Ostern
Bleibe bei uns!
Am Sonntag nachdem Jesus von Nazareth ans Kreuz geschlagen wurde, machen sich zwei seiner Jünger auf den Weg nach Emmaus (Lk 24,13-35). Sie sind noch ganz durcheinander von den Ereignissen der vergangenen Tage. Ihren Höhepunkt fanden sie an diesem Morgen, als Jüngerinnen am Grab waren und Jesu Leichnam verschwunden war. Engel erschienen und sagten zu ihnen: «Jesus lebt!»
Die beiden Jünger auf dem Weg nach Emmaus wissen davon nur aus zweiter Hand. Sie waren nicht selbst am Grab. Sie hörten nur, was die Frauen und die anderen Jünger erzählten. Sie diskutieren nun angeregt miteinander, was davon zu halten sei. Wie sie so am Laufen und Reden sind, kommt ein Mann dazu. Sie erkennen nicht, dass es der auferweckte Jesus ist. Dieser gibt sich unwissend und lässt sich von den beiden Männern erzählen, was in Jerusalem in den letzten Tagen passiert war.
Und sie berichten ihm alles. Jesus hört ihnen zu. Als sie fertig erzählt haben, beginnt Jesus zu erklären. Er legt ihnen die Schriften aus und zeigt, dass alles so gekommen ist, wie es kommen musste. Als sie in Emmaus ankommen, will Jesus weiterziehen. Die Jünger – sie wissen noch immer nicht, wer da mit ihnen wandert – bitten ihn aber: «Bleibe bei uns, denn es will Abend werden.» Beim Abendessen, beim Brotbrechen gehen ihnen die Augen auf und sie erkennen Jesus – im selben Moment ist er verschwunden.
Mit den beiden Emmaus-Jüngern kann ich mich gut identifizieren. Wie sie war ich nicht selbst vor Ort. Wie sie muss ich mich auf Berichte anderer verlassen. Wie sie bin ich etwas verwirrt ob den Ostergeschehnissen. Wie sie bin ich darauf angewiesen, dass ich es mit jemandem diskutieren kann.
Auch Jesus ist in dieser Geschichte sehr nahe an meinem Erleben. Er ist unverfügbar. Ich erkenne ihn nicht auf Anhieb. Er tritt inkognito auf und wenn ich meine, ich hätte ihn, ist er schon wieder weg. Ich kann Jesus nicht «haben», nicht über ihn verfügen.
Mich fasziniert die Intuition der Jünger, die sie zum Fremden sagen lässt: «Bleibe bei uns». Es ist ihre Intuition, dass sie bei diesem Fremden gut aufgehoben sind, dass seine Gemeinschaft ihnen guttut.
Meist merke ich erst im Nachhinein, dass ich begleitet wurde. Im Moment bin ich zu sehr auf das Problem fixiert. Intuitiv weiss ich aber, was oder wer mir guttut. So finde ich Wege aus schwierigen Situationen.
Die Geschichte von den Emmaus-Jüngern zeigt mir, dass ich auf Jesus zählen kann und er da ist, wenn ich ihn brauche. Auch wenn ich ihn nicht sehen kann und nicht auf Anhieb erkenne, auf welche Weise er mich begleitet.
Ich wünsche Ihnen für diese Ostern, dass Sie begleitet sind und dass Sie spüren, was Ihnen in dieser Zeit guttut.
Herzliche Grüsse
Matthias Felder, Vikar
Unser Organist Martin von Niederhäusern spielt auf der Amsoldinger Orgel:
Lied: Lied 466 gelobt sei Gott im höchsten Thron (5 Strophen)
Orgel: Fuehrer Robert: Osterpraeludium Allabreve
Orgel: Fuehrer Robert: Osterpraeludium Maestoso
Info zu Robert Fuehrer: Info zu Robert Fuehrer
Weitere Gottesdienstmusik und Trauermusik:
http://www.markus-aellig.ch/fu08/subpage_22_corona.html
Andachten und Gottesdienste zum Lesen:
http://www.ref-sg.ch/zusammenhalten.html
Predigten zum Hören:
http://www.radiopredigt.ch oder http://www.kibeo.ch/
Ganze Gottesdienste:
https://www.srf.ch/play/tv/sendung/gottesdienst?id=c63c57c5-e500-0001-9e1f-17701f10133a